„Georgia kann man nicht in irgendeine Schublade stecken“

Was haben Persönlichkeiten wie Hannes Swoboda, Karl Habsburg, Werner Gruber, Wolfgang Petritsch, Erhard Busek, Indra Collini, Helmut Brandstätter und viele andere gemeinsam? Sie alle waren schon als Diskutanten in Gars am Kamp zu Gast. Dorthin gebracht hat sie Georgia Kazantzidu.

„Die Dialoge mit diversen ausgesuchten Persönlichkeiten und Funktionsträgern aus Politik, Diplomatie und Gesellschaft sind als Angebot zur Partizipation aller interessierten Bürger differenzierter politischer, gesellschaftlicher, als auch sozialer Orientierung sowie Herkunft zu sehen“ – so steht es auf der Website der Veranstaltungsreihe „Dialog im Kamptal“.  www.matthiaslaurenzgraeff.com/dialog-im-kamptal
 
„Wir machen keine Propaganda, sondern bieten die Möglichkeit sich zu informieren“, betont Georgia Kazantzidu. Seit 2019 lädt sie dazu in ihr Haus in Gars am Kamp (Bezirk Horn). Und das mit großem Erfolg. Ihre Veranstaltungen zählen mittlerweile zu den Fixpunkten im gesellschaftlichen Leben der Region. Und sind trotzdem immer noch eine reine Privatinitiative. Sowohl organisatorisch als auch finanziell.
Dialog im Kamptal. „Politik, Diplomatie im 21. Jahrhundert", 27. 1. 2020. Von links nach rechts: Philipp Jauernik (Paneuropabewegung Österreich), Hannes Swoboda (ehemals Präsident der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament), Veranstalter Matthias Laurenz Gräff, Botschafter Emil Brix (Direktor der Diplomatischen Akademie, Wien), Veranstalter Georgia Kazantzidu, Moderator Eric Frey (Der Standard). (Foto Privat)
gemeinderätin Georgia Kazantzidu, 53

„Zuagraste" und Ausländerin

Georgia hat auf ihrem bisherigen Lebensweg schon viele Stationen hinter sich. Geboren ist sie im griechischen Giannitsa und großteils aufgewachsen in Thessaloniki „Wir sind praktisch jedes Jahr umgezogen. Der Job meines Vaters hat das mit sich gebracht.“ Der Diplombauingenieur und Georgias Mutter hatten beide in Österreich und dann in Deutschland studiert, bevor sie in die Heimat zurückkehrten.
Georgia war mit 13 zum ersten Mal in Österreich – und begeistert von Wien. Als sie ein Jahr vor der Matura ankündigte, nach Österreich zu gehen, glaubte ihr das kaum jemand. Aber sie hat es durchgezogen.
 
Durchgezogen hat sie schon viel in ihrem Leben. Seit 35 Jahren lebt sie jetzt in Österreich. Schauspielunterricht, Studium an der Webster University, eine Firma in Griechenland geleitet. Seit 20 Jahren ist sie in Gars. „Das Haus hab‘ ich damals gleich nach dem Hochwasser gekauft.“ Als „Zuagraste und Ausländerin“ begegnete ihr eine Menge Skepsis. Aber sie hat sich engagiert. Mitarbeiterin bei einer Lokalzeitung, ehrenamtliche Rettungssanitäterin beim Roten Kreuz, Obfrau des Elternvereins der Volksschule. Als solche hat sie „gemeinsam mit einem Super-Team“ die Sicherung eines Schulweges durch eine Blinkanlage erreicht. Und war immer mit dabei, wenn es bei diversen Veranstaltungen in der Gemeinde etwas zu tun gab.

101 Vorzugsstimmen

Ein langjähriger SPÖ-Funktionär lud sie schließlich ein. “Du bist für Frauenrechte und für Kinderrechte, komm zu uns.“ Bei der jüngsten Gemeinderatswahl kandidierte sie für die SPÖ – und bekam auf Anhieb 101 Vorzugsstimmen. Wie kriegt man die? „Viele kennen mich seit Jahren und schätzen meine Offenheit und Vielfalt.“ Georgia sucht den „aufrichtigen Dialog“ – auch in der eigenen Fraktion. „Ich habe eine Meinung und bin nicht lenkbar“, bekennt sie pragmatisch. Ihr Credo: Politik ist dazu da, um zu gestalten und gegebenenfalls auch zu korrigieren. „Nur weil jemand vor 30 Jahren was beschlossen hat, muss das heute nicht mehr stimmen“, ist sie überzeugt. Sie selbst wünscht sich mehr „moralische Menschen mit Tugenden, Enthusiasmus und hohen Werten“ in der Politik. „Mit Amoralität werden wir ohnehin jeden Tag konfrontiert.“
Das Haus, in dem sie ihre Gäste zum Dialog empfängt, ist voll von Gemälden. Ein paar Zeichnungen von ihr sind auch dabei – „ich bin von meinen Eltern sehr gefördert worden“. Die meisten stammen aber von ihrem Partner – dem akademischen  Maler Matthias Laurenz Gräff. Den hat sie bei der Rettung kennengelernt. „Übers gemeinsame Malen sind wir uns dann nähergekommen.“ Seit 13 Jahren machen sie viel gemeinsam. „Ich bin seine Muse.“
 
Georgia ist eine von jenen, die Freude an ihrem Engagement für die Gemeinschaft haben. Wenn Sie Lust haben, sich in ihrer Gemeinde im Rahmen der SPÖ zu engagieren oder jemanden kennen, dem Sie das vorschlagen wollen – eine kurze Mail an engagement@gvvnoe.at reicht. Wir bringen Sie mit den richtigen Leuten zusammen.