„Ein Unternehmen zu führen ist einfacher“​

Er ist Bürgermeister in Purkersdorf und Unternehmer. Und Sozialdemokrat. Eine spannende Mischung, die manche gar nicht für möglich halten. Stefan Steinbichler bringt das alles unter einen Hut. In seiner Zeit als Bürgermeister hat er gelernt, dass eine Gemeinde schwieriger zu führen ist als ein Unternehmen. Dafür gibt es viele Gründe.

„Ich hab’ selbst 8 Jahre lang auf der Baustelle gearbeitet – ich kenn das Geschäft“, erzählt er von seinen Anfängen. Zupacken war dem Troubleshooter immer näher als die Theorie in der Schule. Das praktische Wissen hat er auch im Ausland brauchen können. Deutschland, Indien, die USA – „da haben wir an der Abdichtung des Empire State Buildings gearbeitet“. In die Politik hat ihn sein Vorgänger Karl Schlögl geholt.     

Bgm. Stefan Steinbichler, 46

„Ich weiß, was ein Liter Milch kostet.“

Kaum gewählt, sah sich der neue Bürgermeister mit der Pandemie konfrontiert. Als einen der ersten Schritte organisierte er ein Einkaufsservice der Gemeinde. Und erledigte selbst mit seiner Frau bis zu zehn Einkäufe für Purkersdorfer Haushalte pro Tag. „Seitdem weiß ich, was ein Liter Milch kostet“. Gleichzeitig lernte er auch, wie vielen BürgerInnen und Familien „es nicht gut geht – das sind viel mehr als ich gedacht hätte.“ Und er musste in Pandemie-Zeiten erfahren, dass Gewalt in der Familie auch in Purkersdorf ein Thema ist.  

Soziales Denken hat er schon früh in der Familie gelernt. Da gab es so eine Art Ehrenkodex, den der Vater vorgab – „wenn einer bei uns in der Firma zu arbeiten beginnt, dann soll er auch bei uns in Pension gehen.“ Heute sind seine MitarbeiterInnen im Schnitt seit 19 Jahren in der Firma. „Alle wissen, dass wir nur gemeinsam erfolgreich sein können.“

Die Firma Koos ist so alt wie Stefan Steinbichler. Seit 46 Jahren in Purkersdorf. Eine gute Bekannte hat Stefan auf die Idee gebracht, in die Politik zu gehen, weil sie nach Wien übersiedelte und ihr Gemeinderatsmandat aufgeben musste. 2015 kam er in den Gemeinderat. Von Langzeitbürgermeister Karl Schlögl hat Steinbichler viel gelernt – „vor allem im Umgang mit der Opposition und mit den Medien“. Die Übergangsphase bis zum Amtsantritt konnte er nutzen, um die Firma neu zu organisieren. Er führt sie gemeinsam mit seinem Bruder.

„Beleidigen können mich nur Freunde.“

Als Bürgermeister muss er sich mit vielen Anliegen und Wünschen von BürgerInnen auseinandersetzen. Die kommen manchmal auch sehr emotional daher. Und mitunter sieht er sich sogar mit Anzeigen konfrontiert. „Ich nehm das nicht persönlich, sondern versuche immer, die Gefühle dahinter zu verstehen- nach dem Motto: Wo zwickts ihn g‘rad?“ Stefan Steinbichler ist davon überzeugt, dass diese Erfahrungen an der Basis auch so manchem Spitzenpolitiker gut täten.

„Mir geht es um Purkersdorf, um soziale Gerechtigkeit und ich bin als SPÖ-Politiker auch daran interessiert, dass die Wirtschaft floriert. Das ermöglicht uns allen einen Spielraum, den wir brauchen, um kommunale Aufgaben zu bewältigen.“ Wobei er akzeptiert hat, dass eine Gemeinde nicht so zu führen ist wie eine Firma. „Entscheidungen dauern länger, Kalkulationen sind viel schwieriger, weil viel mehr Faktoren mitspielen, die man nicht beeinflussen kann.“   

Was ihm fehlt? „Der direkte Kontakt zu den Menschen ist durch die Corona-Maßnahmen drastisch reduziert. Das ist schade, weil am Wirtshaustisch oder bei einer Veranstaltung sind viele Fragen und Wünsche schneller zu klären.“

Was er sich wünscht? „Dass die Opposition nicht nur kritisiert, sondern mit mehr konstruktiven Vorschlägen kommt.“ Und ganz generell: „Dass sich Neid und Gier nicht weiter breit machen. Das ist ein echtes Problem.“

Stefan Steinbichler ist einer von jenen, die Freude an ihrem Engagement für die Gemeinschaft haben und das Prinzip der Solidarität hoch halten. Wenn Sie Lust haben, sich in ihrer Gemeinde im Rahmen der SPÖ zu engagieren oder jemanden kennen, dem Sie das vorschlagen wollen – – eine kurze Mail an engagement@gvvnoe.at reicht. Wir bringen sie mit den richtigen Leuten zusammen.